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Posts Tagged ‘Infoveranstaltung’

Tief im Teufelsmoor befinden sich noch einige in Niedersachsen selten gewordene Orte: Orte, an denen es nachts noch (fast) „ganz dunkel“ wird. So dunkel, dass man mit bloßem Auge die Milchstraße erkennen kann. Diese Orte sind in „Speckgürtelgemeinden“ wie Ritterhude und Metropolregionen wie Bremen ausgestorben, diese liegen unter sogenannten „Lichtglocken“.

Durch die immer billiger werdende Lichttechnik (LED) nimmt die (Dauer) Beleuchtung auch im Privaten, z.B. in Gärten, rasant weiter zu. Hinzu kommt fehlgeleitete Beleuchtung, wie „Streulicht“ von Straßen- oder Hauslaternen, unnötige Dauerbeleuchtung öffentlicher Gebäude, grelle Werbemittel und schädliche „Lichtfarben“.

Diese sogenannte „Lichtverschmutzung“ hat weitreichende Auswirkungen. Der weitestgehend ungesteuerte Einsatz von Kunstlicht hat einen großen Einfluss auf die Biodiversität. Das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen gerät aus dem Takt. Jeden Sommer sterben rund 100 Milliarden Insekten an Straßenlaternen. Vögel brüten früher und singen nachts. Schlafplätze von Tieren in Büschen und Bäumen werden beleuchtet. Zugvögel werden in der Orientierung gestört. Menschen schlafen schlechter. 

Sparsameres und gezielter eingesetztes Kunstlicht birgt ein großes und bisher ungenutztes Energiespar- und damit Klimaschutzpotential. Rd. 9 Millionen Straßenleuchten inkl. Plätzen und Gebäuden erzeugten 2009 in Deutschland rd. zwei Millionen Tonnen CO2. Von diesem Licht wurde rund ein Drittel fehlgeleitet, und hätte bei gezieltem Einsatz eingespart werden können.

Zu beachten sind bei der Lichtsteuerung jedoch auch die Sicherheitsbedürfnisse der Bevölkerung und des Straßenverkehrs oder nachtarbeitender Betriebe und Arbeitnehmer:innen. 

Der „Schutz der Nacht“ ist daher ein wichtiges Zukunftsthema mit ganz vielfältigen Aspekten. Jeder Einzelne kann mit einfachen Maßnahmen (z.B. Bewegungsmelder, Abschalten in der tiefen Nacht) jedoch bereits einen Beitrag zur Verbesserung leisten. Im Zuge der Energiekrise werden aktuell auch bereits erste Schritte, jedoch aus anderen Gründen, unternommen.“

Aus der Pressemitteilung des SPD-Ortsvereins Ritterhude vom 14.08.2022

Die Dark Sky Nord – Bremen und Umzu erhielt am 31.08.2022 die Gelegenheit, zu einigen der Querschnittsthemen (Biodiversität, Gesetzeslage, Beleuchtungstechnik, Sicherheit und Gesundheit) auf der Informationsveranstaltung des SPD-Ortsvereins Ritterhude (Ankündigung im Weser Kurier) zu der Frau Anissa Müller Florindo eingeladen hatte, zu informieren. Sie ist seit 2017 Mitglied der SPD, seit 2020 Vorsitzende und Sprecherin des Vorstandsteams und … Amateurastronomin. Die Errichtung eines Supermarktes, die gefallenen Preise für LEDs und die Unkenntnis der Bevölkerung über die Auswirkungen der Lichtverschmutzung machen auch ihr, genauso wie allen AstronomInnen, schwer das Weltkulturerbe zu pflegen.

Außerdem, so teilte Frau Müller Florindo uns mit, macht im Landkreis Osterholz-Scharmbeck eine Initiative namens ‘Naturpark Teufelsmoor’ sich für den Erhalt der letzten ‘dunklen Flecken’ stark, auch wenn die Einrichtung eines Dark Sky Reserve aufgrund der Nähe Bremens mit seiner hohen Lichtverschmutzung zur Zeit wohl noch ein Wunschtraum ist.

Aber bekannterweise können Träume wahr werden.

Ein erster Schritt ist die Information zu dem Thema ALAN und die Kommunikation. Anette Lennarz und ich konnten am letzten Mittwoch einen Grundstein legen, um weitere Projekte anzustoßen. U. a. durften wir Frau Lena Rebenstorff (Vorsitzende SPD Ortsverein Ritterhude und stellv. Fraktionsvorsitzende und Ratsfrau Ritterhude), den SPD Landtagskandidat Osterholz-Scharmbeck, Herrn Frederik Burdorf, Herrn Youri Steeneck (Jungsozialisten in Deutschland, auch Kreistag OHZ) und die Kreistagsabgeordnete Frau Birgit Borow unter den Zuhörenden begrüßen. Die Themen des Vortrags trafen auf viel Resonanz und luden zu einer zielführenden Diskussion ein. Auch die Möglichkeit, die Lichttemperaturen vier verschiedener LEDs per Spektrometer zu ‘erfahren’, dienten als Anschauungsbeispiele.

Die Dark Sky Nord – Bremen und Umzu freut sich auf die weitere Zusammenarbeit und vielleicht auch den Beginn eines gemeinsamen Projekts in Richtung “Dark Sky Reserves – Teufelsmoor”.  

von Links nach Rechts: Frau Lena Rebenstorff, Fau Anissa Müller Florindo, Karin Dörpmund und Anette Lennarz.