Dunkle Städte? – Lichtwerbung auf dem Prüfstand – Ein Kommentar

12. August 2022 by Karin

Ein Kommentar zum Plusminus Beitrag vom 10.08.2022 • Das Erste

“Große und helle Werbung gehört zum Stadtbild einer jeden modernen Metropole dazu. Doch gerade nachts erreicht sie nur sehr wenig Menschen und Schaufenster und Reklametafeln sorgen nur noch für Lichtverschmutzung und Energieverschwendung. Sollte man daher nicht auf solche verzichten?”

Plusminus Beitrag vom 10.08.2022 • Das Erste

Das ist eine berechtigte Frage – und eine notwendige, die mit einem klaren „Ja!“ beantwortet werden sollte.

In diesem Jahr der ‘Energiekrise’ wird das Verzichts- und Sparnarrativ bedient. Wir müssen Energie sparen, unseren Konsum drosseln und effizienter und weniger verschwenderisch mit dem Gas- und Stromverbrauch umgehen. Denn: die Zeiten haben sich drastisch geändert und es ‘fließt’ nicht mehr so, wie gewohnt.

Plötzlich entdecken viele Politiker und Energieversorger ein Potenzial, dem bislang wenig Beachtung geschenkt wurde: die Einsparung des Stromverbrauchs durch das Abschalten und/oder Reduzierung der Beleuchtung. Berlin macht es und andere Städte folgen. Es geht also. Und es werden Zahlen genannt, die uns beeindrucken. Und aus dem ‘Verzicht’ wird ansatzweise eine Tugend erschaffen. Aber es ist eine ‘Tugend’ der Energieeffizienz, nicht einer Umwelteffizienz.

All diese Aspekte, die uns helfen sollen, durch die Krise zu kommen, sind jedoch nicht neu. Klimaaktivisten, die zum Thema Lichtverschmutzung arbeiten, predigen dies seit Jahren, ohne – oder zumindest wenig – Gehör zu erlangen. Die Lichtverschmutzung zu reduzieren – und zwar drastisch – steht auch seit Jahren auf der Agenda.

Die Wachstumsraten an Lichtverschmutzung, die je nach Regionen auch schon mal mehr als 10% pro Jahr erreichen können, sind keine Seltenheit. Die durchschnittliche Zuwachsrate beläuft sich ca. 6% global (s. Artificial Light at Night: State of the Science 2022 – International Dark-Sky Association).

Handreichungen, Leitlinien werden entwickelt und veröffentlicht. Ebenso die vielen Aufklärungskampagnen, die das Querschnittsthema ‘Lichtverschmutzung’ oder ALAN (artificial light at night) der breiten Bevölkerung vermitteln sollen, beschreiben die Auswirkungen auf die Gesundheit, die massive Einwirkung auf die Biodiversität (z. B. Insektensterben), die Zerstörung unseres Weltkulturerbes ‘dunkler Nachthimmel’, etc.

Zögerlich werden Gesetze formuliert (z. B. 24. Juni 2021 – Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes: § 41a – Schutz von Tieren und Pflanzen vor nachteiligen Auswirkungen von Beleuchtungen), EU-Richtlinien erlassen, aber vieles verhallt ungehört. Die Aufrüstung mit künstlichem Licht in der Nacht per LED mit meistens viel zu hohen Lichtintensitäten und zu hoher Farbtemperatur u. a. steigt stetig an.

Und jetzt plötzlich: die Klimakrise! Die Energiekrise!

Auch wenn der ökologische und der Gesundheitsaspekt nur kurz, aber immerhin, in diesem Beitrag erwähnt wird, ist eines deutlich: dieser Stadtrat hat Recht! Ohne gesetzliche Regulierung ‚gewinnt‘ immer der Kommerz! (Statt dass der Mensch mal wirklich ’sapiens‘ ist!)

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